Skip to content
04. November 2025

Bessere berufliche Vorsorge für Personen mit mehreren Arbeitgebern

Kolumne von Alain Grand

Der Bundesrat will die Ungleichheiten in der 2. Säule für Personen mit mehreren Arbeitsverhältnissen verringern, die oft weniger gut versichert sind. 

In der Schweiz arbeiten heute rund 384’000 Erwerbstätige für mehr als einen Arbeitgeber. Das entspricht etwa 8% der Erwerbsbevölkerung. Die Gründe sind vielfältig: familiäre Verpflichtungen, flexible Arbeitsmodelle oder die Notwendigkeit, das Einkommen zu ergänzen.

 

Alain Grand

Im Bild: Alain Grand, Fachleiter Vorsorge bei Tellco

Doch wer sein Einkommen auf mehrere Stellen verteilt, ist in der beruflichen Vorsorge oft benachteiligt. In vielen Fällen wird nur die Hauptanstellung versichert, während Einkommen aus Nebenjobs unter der Eintrittsschwelle bleiben. Diese liegt aktuell bei 22’680 Franken pro Jahr. Wird dieser Betrag in einer Anstellung nicht erreicht, besteht kein obligatorischer BVG-Anschluss, selbst wenn das Gesamteinkommen darüber liegt.

Aus meiner Erfahrung als Fachleiter Vorsorge bei der Tellco zeigt sich: Viele Mehrfachbeschäftigte verdienen genug, um eine solide Vorsorge aufzubauen, sind aber nur teilweise oder gar nicht versichert. Die Gründe dafür liegen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen der beruflichen Vorsorge. Sie berücksichtigen Mehrfachbeschäftigungen nur eingeschränkt, was dazu führt, dass Einkommen aus einzelnen Anstellungen unterhalb der Eintrittsschwelle nicht obligatorisch versichert sind. 

 

Ungleiche Absicherung trifft besonders Frauen und Teilzeitangestellte

Besonders betroffen sind Teilzeitbeschäftigte, Frauen und Personen in Tieflohnbranchen. Diese Gruppen tragen ein höheres Risiko, im Alter ungenügend abgesichert zu sein. 

Der kürzlich erschienene Bericht des Bundesrats verdeutlicht, dass Mehrfachbeschäftigung heute keine Ausnahme mehr ist. Die Vielfalt an Arbeitsmodellen nimmt zu. Mit ihr steigt die Bedeutung einer Vorsorge, die verschiedenen Erwerbssituationen gerecht wird. 

 

Was der Bundesrat vorschlägt 

Um die Vorsorge von Mehrfachbeschäftigten zu verbessern, prüfte der Bundesrat verschiedene Optionen. Als am wirksamsten beurteilt er folgende Anpassungen: 

  • Senkung der Eintrittsschwelle: Mehr Arbeitnehmende würden obligatorisch versichert, auch bei tieferen Einkommen. 
  • Reduktion des Koordinationsabzugs: Ein grösserer Teil des Einkommens würde in die Vorsorge fliessen. Das erhöht die künftige Rente. 
  • Aufhebung der Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenerwerb: Alle Einkommen aus Erwerbstätigkeit würden gleich behandelt. 

Diese Massnahmen könnten laut Bericht den Zugang zur zweiten Säule erweitern und die Vorsorge gerechter machen. 

 

Chancen und Auswirkungen 

Die vorgeschlagenen Anpassungen könnten die finanzielle Absicherung vieler Erwerbstätiger deutlich verbessern. Gleichzeitig hätten die vorgeschlagenen Anpassungen Auswirkungen auf Arbeitgeber und Vorsorgeeinrichtungen, da mit zusätzlichen Versicherten auch höhere Beiträge und ein grösserer administrativer Aufwand verbunden wären. 

Damit die finanzielle Stabilität im obligatorischen Bereich gewahrt bleibt, weist der Bundesrat darauf hin, dass allfällige Anpassungen im Zusammenhang mit weiteren Reformschritten – etwa bei der Festlegung des Mindestumwandlungssatzes – sorgfältig abgestimmt und langfristig tragbar sein sollten. Ziel ist eine ausgewogene Lösung zwischen sozialer Absicherung und finanzieller Stabilität.  

 

Flexible Lösungen für Arbeitnehmende mit mehreren Anstellungen 

Bei Tellco legen wir grossen Wert darauf, dass Vorsorgelösungen zu den heutigen Erwerbssituationen passen. Dank Lösungen, bei denen der Koordinationsabzug reduziert oder ganz weggelassen wird, können auch Arbeitnehmende mit mehreren Anstellungen ihr gesamtes Einkommen in der zweiten Säule absichern.  

Unsere Lösungen sind zudem darauf ausgerichtet, Stundenlöhne und Teilzeitpensen zu berücksichtigen. Ziel ist es, allen Arbeitnehmenden unabhängig von Anzahl Arbeitgeber oder Pensum eine solide Vorsorge zu ermöglichen. 

Der Bericht des Bundesrats schafft eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung der zweiten Säule. Er zeigt, dass die berufliche Vorsorge so ausgestaltet werden kann, dass sie der Realität einer zunehmend flexiblen Arbeitswelt gerecht wird. 

 

Biografie

Alain Grand verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der beruflichen Vorsorge. Mit seiner Expertise und seinem breiten Netzwerk prägt er bei Tellco die Gestaltung zukunftsorientierter Vorsorgelösungen. 

Artikel veröffentlicht auf