Kolumne von Alain Grand
Volatile Märkte, unklare Geldpolitik, Demografie und Digitalisierung stellen die Branche vor grosse Aufgaben.
Ende 2024 verwalteten die Pensionskassen ein Vermögen von 1’129 Milliarden Franken – eine Dimension, die zeigt, wie wichtig die zweite Säule für die finanzielle Sicherheit im Land ist. Entwicklungen in der 2. Säule betreffen nicht nur Fachleute, sondern die gesamte Gesellschaft.
Im Bild: Alain Grand, Fachleiter Vorsorge bei Tellco
Anlagestrategie im aktuellen Marktumfeld
2024 war für die Schweizer Pensionskassen ein starkes Anlagejahr mit einer durchschnittlichen Rendite von 7.6%. Doch bereits 2025 präsentiert sich ein anderes Bild: geopolitische Spannungen, geldpolitische Unsicherheiten und ein allgemein nervöseres Marktumfeld haben die Volatilität deutlich erhöht. Für Pensionskassen bedeutet das, dass sie sich wieder stärker mit kurzfristig verstärkten Schwankungen auseinandersetzen müssen, ohne dabei ihre langfristigen Ziele aus den Augen zu verlieren.
Als Fachleiter Vorsorge bei Tellco beobachte ich die Entwicklungen genau. Entscheidend ist aus meiner Sicht, mit einer klaren und risikobewussten Anlagestrategie zu agieren. Wer seine Anlagestrategie diszipliniert umsetzt und sich nicht von kurzfristigen Schwankungen leiten lässt, schafft die Grundlage, auch in anspruchsvollen Zeiten verlässlich zu bleiben.
Klare Bedingungen im Zinsumfeld
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor betrifft die Geldpolitik. Sollte die Schweizerische Nationalbank erneut in eine Phase negativer Zinsen übergehen, stellt dies Pensionskassen vor besondere Herausforderungen. Die Zeit negativer Zinsen (2015-2022) hat deutlich gemacht, wie stark Pensionskassen unter asymmetrischen Rahmenbedingungen (gegenüber anderen Finanzakteuren) leiden können – insbesondere durch die Pflicht zur Liquidität und fehlende Freibeträge.
Darum ist es wichtig, dass künftig einheitliche Rahmenbedingungen gelten. Wenn alle Finanzakteure denselben Vorgaben unterliegen, gibt es auch mehr Planungssicherheit – ein zentraler Punkt, wenn es um langfristige Vorsorgeverpflichtungen geht.
Demografischer Wandel im Wettbewerb
Der Wettbewerb im BVG-Markt ist grundsätzlich positiv. Er fördert Innovation und sorgt dafür, dass die Kosten im Interesse der Versicherten tief bleiben. Gleichzeitig darf er nicht dazu führen, dass gewisse Unternehmen mit älterer oder gesundheitlich stärker belasteter Belegschaft systematisch benachteiligt werden.
Die steigende Lebenserwartung und Überalterung der Schweizer Bevölkerung ist dabei ein zentrales Thema: Gemäss Bundesamt für Statistik lag 2023 die Lebenserwartung bei 82.2 Jahren für Männer und 85.8 Jahren für Frauen. Ende 2023 lebten 1.73 Mio. Personen in der Schweiz im Alter von 65+. Auf 100 Personen im Erwerbsalter (20-64) kamen gleichzeitig 31.8 Personen im Alter 65+, wobei der Altersquotient seit Jahren ansteigt.
Umso wichtiger sind Ausgleichsmechanismen, die für stabile Rahmenbedingungen sorgen. Hier können kollektivierte Risikopools oder altersunabhängige Beitragssysteme helfen, die Lasten ausgewogen zu verteilen. Ein ausgewogener Wettbewerb bedeutet, dass alle Beteiligten unter vergleichbaren Voraussetzungen am Markt agieren können, unabhängig von der Altersstruktur ihrer Versicherten.
Digitalisierung als Daueraufgabe
Die Digitalisierung betrifft auch die zweite Säule fortlaufend. Arbeitgeber und Arbeitnehmende erwarten heute digitale Plattformen, die schnell und benutzerfreundlich sind. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit.
Für die Pensionskassen bedeutet dies, gezielt zu investieren: in sichere Plattformen, automatisierte Prozesse und Fachkräfte, die diese technologische Entwicklungen umsetzen können. Auch die Umsetzung des revidierten Datenschutzgesetzes stellt hohe Anforderungen an Technik und Organisation.
Die Digitalisierung ist deshalb kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist, sondern ein fortlaufender Prozess. Wer hier konsequent handelt, verbessert nicht nur die Effizienz, sondern stärkt auch das Vertrauen der Versicherten.
Mit Blick nach vorn
In einem Umfeld voller Veränderungen braucht es letztlich Stabilität. So stellen wir sicher, dass die zweite Säule nicht nur heutigen Anforderungen gerecht wird, sondern auch für kommende Generationen Bestand hat.
Biografie
Alain Grand verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der beruflichen Vorsorge. Mit seiner Expertise und seinem breiten Netzwerk prägt er bei Tellco die Gestaltung zukunftsorientierter Vorsorgelösungen.
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