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Eine sichere Pensionskasse erkennt man nicht auf den ersten Blick

Geschrieben von Tellco | May 12, 2025 11:41:29 AM

Beim Vergleich von Pensionskassen liegt der Fokus meist auf ein paar wenigen Kennzahlen. Durch die hohe Unsicherheit an den Finanzmärkten rücken aktuell jedoch andere Kriterien in den Vordergrund. Worauf KMU beim Sicherheits-Check ihrer Kasse achten sollten. 

 

Im Bild: Sébastien Délétroz, Leiter Vertrieb Westschweiz, Leiter Marktregion Romandie bei Tellco

 

Wie sicher ist unsere Pensionskasse? Das fragen sich angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten so manche Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wichtige Indikatoren für die Fitness einer Kasse sind Deckungsgrad, Rendite und Verzinsung. In Pensionskassenvergleichen spielen diese Kennzahlen jeweils die Hauptrolle, doch sie zeigen nur die halbe Wahrheit. Wer die Sicherheit einer Kasse beurteilen möchte, muss weitere Kriterien hinzuziehen.  

 

Zu tiefe Rückstellungen bergen Risiken

Von einem hohen Deckungsgrad darf man sich nicht blenden lassen. Die Kennzahl zeigt, wie gut die Verpflichtungen einer Pensionskasse durch das Vermögen gedeckt sind. Je höher der Wert, desto sicherer die Kasse – so könnte man meinen. Doch nicht immer sind die nötigen Reserven vorhanden, um die Verpflichtungen langfristig zu decken. Pensionskassen müssen gewisse Risiken vorfinanzieren, zum Beispiel eine steigende Lebenserwartung oder sinkende Zinsen. Diese Risiken sollten durch Rückstellungen vollständig finanziert sein. 

Die Höhe der Rückstellungen liegt jedoch im Ermessen des Stiftungsrats. Kassen mit zu tiefen Rückstellungen tragen verdeckte Risiken und können in Krisenjahren leicht in Schieflage geraten. Durch die drohende Rezession in den Vereinigten Staaten müssen sich die Kassen auf das Szenario sinkender Zinsen vorbereiten. Das bedingt einerseits auch höhere Rückstellungen, weil es für die Kassen schwieriger werden dürfte, Renditen zu erwirtschaften. Andererseits mindern höhere Rückstellungen das Nettovermögen der Pensionskasse, das wiederum zur Berechnung des Deckungsgrads herangezogen wird. Das heisst: Eine Pensionskasse mit hohen Rückstellungen kann einen niedrigeren Deckungsgrad aufweisen. 

 

Der technische Zins ist oft zu optimistisch  

Der Deckungsgrad ist zudem immer auch in Relation zum technischen Zins zu sehen. Dieser bringt die langfristigen Renditeerwartungen der Pensionskasse zum Ausdruck. In den letzten Jahren haben viele Pensionskassen den technischen Zins erhöht, zum Beispiel von 1,75auf 2,25Prozent. Durch die höheren Renditeerwartungen benötigen sie weniger Kapital, um ihre Verpflichtungen zu decken. Folglich konnten sie dadurch auch ihren Deckungsgrad steigern.  

Aber Achtung! Sicherer sind die Kassen deshalb nicht geworden. Im Gegenteil: Mit den aktuellen Kurskorrekturen steigt das Risiko, dass die Renditen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Angesichts der hohen Volatilität an den Finanzmärkten scheint ein technischer Zins von über 2 Prozent kaum mehr realistisch. Vielmehr ist in der aktuell sehr unsicheren Situation ein vorsichtig festgelegter technischer Zinssatz ein wichtiger Stabilitätsfaktor. 

 

Value at Risk zeigt Anlagerisiko

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rendite. Hohe Renditen sind gut, solange das Anlagerisiko, das die Pensionskasse dafür eingeht, unter Kontrolle ist. Die Kontrolle ermöglicht die Kennzahl Value at Risk (VaR). Sie misst, wie hoch ein Verlust im Portfolio in einem schlechten Börsenjahr maximal sein könnte. Ein VaR von 12 Prozent bei 95 Prozent Konfidenz bedeutet: In 19 von 20 Jahren wird der Verlust nicht grösser sein als 12Prozent. Je höher der VaR, desto riskanter ist die Anlagestrategie und desto höher liegt die erwartete Rendite. Dafür braucht es aber ausreichend hohe Wertschwankungsreserven. Nur so lassen sich Kurskorrekturen auffangen, ohne Leistungen abzubauen oder Beiträge zu erhöhen.  

Die Höhe der Wertschwankungsreserven ist zudem auch von der strukturellen Risikofähigkeit abhängig: Je höher der Anteil an aktiven Versicherten und je kleiner der Rentneranteil, desto tiefer sind die Anforderungen an die Reserven. So gibt es Kassen, die allein schon aufgrund ihrer Versichertenstruktur deutlich stabiler sind als andere, insbesondere Vorsorgewerke mit einem hohen Anteil an Temporärangestellten, bei denen jüngere Mitarbeitende den Grossteil der Versicherten ausmachen.  

 

Genau hinschauen lohnt sich 

Eine stabile Pensionskasse erkennt man also nicht einfach an einem hohen Deckungsgrad, einer hohen Verzinsung oder Rendite. Nur wer das Risikomanagement, die Anlagestrategie und auch die Versichertenstruktur unter die Lupe nimmt, gewinnt ein differenziertes Bild. 

 

Gut zu wissen: 

  • Ein hoher Deckungsgrad sagt wenig aus, wenn Rückstellungen zu tief oder Renditeerwartungen zu optimistisch sind. 
  • Wer langfristige Risiken wie steigende Lebenserwartung oder sinkende Zinsen nicht ausreichend einkalkuliert, gefährdet die Stabilität der Kasse. 
  • Ein hoher Value at Risk macht deutlich höhere Reserven notwendig.